"Du bist meine Mutter:" Großes Theater zum Welt-Alzheimertag
Vom Erinnern und Verschwinden der gemeinsamen Geschichte

Gisela Nohl begeistert in dem bewegenden Solo-Theaterstück "Du bist meine Mutter." | Foto: D.a.S Theater Köln
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  • Gisela Nohl begeistert in dem bewegenden Solo-Theaterstück "Du bist meine Mutter."
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Anlässlich des Welt-Alzheimertags holt die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz Bergheim „D.a.S Theater“ ins MEDIO.RHEIN.ERFT. Das preisgekrönte Stück „Du bist meine Mutter“ des niederländischen Autors Joop Admiraal (1937-2006) beleuchtet das Thema Demenz auf vielschichtige Weise. In der Bergheimer Inszenierung spielt die Schauspielerin Gisela Nohl unter der Regie von Bernd Rieser die Doppelrolle der Tochter und der Mutter. Nähe und Distanz wechseln wie das Erinnern und das Verschwinden der gemeinsamen Geschichte. Die Tochter erkennt sich in der Mutter und umgekehrt. Das Stück zeigt exemplarisch, wie sich das Verhältnis zwischen den Generationen ändert, wenn das Erinnern, das Gedächtnis schwindet – und die Demenz die Beziehung zwischen den Menschen immer mehr bestimmt.

„Du bist meine Mutter" ist ein bewegendes Solotheater, das ein Spielen ohne Distanz, aber trotzdem Leichtigkeit erfordert. Man sieht eine alte Frau. Komisch ist nicht ihre Unbeholfenheit, sondern die andauernde Wiederholung des Ewiggleichen: Die Tochter, die ihrer Mutter beim Anziehen hilft, mit ihr spazieren geht und mit ihr immer wieder über dieselben Dinge redet. Man wird hin- und hergeworfen zwischen Komik und Melancholie: vom Sterben ist genauso leichthin die Rede wie von Pudding, der Verwandtschaft und Alltagssorgen. Nie wird peinlich, was eine Pein ist: das Vorführen eines Zerfalls.

In den Erinnerungen, von denen die Sonntagsbesuche der Tochter im Pflegeheim leben, erkennt jeder der Zuschauer Bruchstücke seiner eigenen Biographie. „Es ist der Zwiespalt, den Angehörige so oft erleben: den Eindruck, nie genug getan zu haben, und der Rollenkonflikt, in dem sich die Verantwortung umzukehren scheint“, meint Andrea Berndsen, Hamburg. „Besonders schön fand ich in der Darstellung, dass Demenz nicht nur Trauer und Verzweiflung bringt, sondern auch Leben heißen kann mit glücklichen Momenten. Ganz großes Theater“, so ein Zitat auf der Webseite.

Gisela Nohl, die dem Stück als junge Schauspielschülerin 1985 am Kölner Schauspielhaus begegnete, war von der autobiographischen Geschichte doppelt berührt: Nicht nur wegen der großartigen künstlerischen Leistung, sondern weil sie und ihre Mutter damals in einer vergleichbaren Situation waren. „Manchmal stockte mir der Atem, weil mir vieles so schmerzlich bekannt war“. Vom Autor höchstpersönlich erhielt sie die Erlaubnis, die ursprünglich männliche Rolle umzuschreiben und auf die Bühne zu bringen, und spielt es seitdem mit der gleichen Begeisterung in ganz Deutschland

Rund um den Welt-Alzheimertag am 21. September finden vielfältige Aktivitäten statt, um die Öffentlichkeit auf die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen aufmerksam zu machen. In Bergheim bietet die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz, ein Netzwerk aus Institutionen, der Kreisstadt Bergheim, dem Rhein-Erft-Kreis und freiwillig Engagierten, ein breites Angebot an Beratung und Hilfe.

„Du bist meine Mutter“ – Ein Theaterstück von Joop Admiraal
mit Gisela Nohl. Regie: Bernd Rieser
Mittwoch, 11. September 2019, 15 Uhr,
im MEDIO.RHEIN.ERFT, Konrad-Adenauer-Platz 1, 50126 Bergheim
Der Eintritt ist frei.

Veranstalter: Lokale Allianz für Menschen mit Demenz Bergheim
Kontakt:
Alzheimer Gesellschaft Bergheim e.V., Anni Wilbertz,
Telefon 0 22 71/ 5 82 93 26, alzheimer-bergheim@outlook.de

www.unser-quartier.de/stadt-bergheim
www.dastheaterkoeln.de

LeserReporter/in:

Andrea Floß aus Bergheim

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