Auch die Tiere leiden unter der Pandemie
Ziel für die gesamte Familie

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Insbesondere während der letzten Monate, auch im Zusammenhang mit den Corona-Einschränkungen sind Familien immer wieder auf der Suche nach Abwechslung und Ablenkung für die Kinder.
Tierparks, Zoos und große Spielhallen sind Corona bedingt geschlossen, bei der Suche nach neuen Ideen stieß ich auf Tierpark und Jugendfarm Arche Noah in Meerbusch.
Hildegard Miedel ist die Gründerin und Vorsitzende des Fördervereins und legte die Betriebsleitung in die Hände von Michaela Danker. Ich habe mit ihr ein Gespräch über die Zukunft des Tierparks, die neuen Ideen und die Nöte und Sorgen gesprochen.
Kannst Du uns die Grundidee des Tierparks kurz vorstellen?

„Wir sind ja so vieles mehr…“ Das ist mein Lieblingssatz, wenn mich jemand fragt, was wir denn sind, ob Tierpark, Streichelzoo oder Jugendfarm
Die Grundidee war, Kindern in der Stadt, die oft nicht die Möglichkeit haben, selbst Tiere zu halten, eine Möglichkeit zu geben, diese kennenzulernen und auch zu umsorgen. In Ballungsräumen ist es oft so, dass Kinder keinerlei Bezug mehr zu Tieren oder auch Pflanzen haben. Es ist einfach so wunderschön, wenn man die strahlenden Augen der kleinen und großen Kinder sieht, wenn Sie unsere Tiere füttern oder streicheln können. Mittlerweile sind wir festes Ausflugsziel für Kindergärten und Schulen.
Wir bemühen uns in unserer täglichen Arbeit unseren Jugendfarmkindern (wir sind Träger der Jugendhilfe) den verantwortungsvollen Umgang mit den Tieren und das Thema Tierschutz und Tierhaltung mit allen Konsequenzen näher zu bringen. Außerdem haben wir festgestellt, dass wir von unseren Tieren so vieles lernen können. Wir haben Kinder bei uns, die kommen 2 bis 3 mal in der Woche um sich um ihre Pflegetiere zu kümmern. Sie fühlen sich bei uns in der tierischen Gesellschaft sehr wohl, weil oft für Sie die Schule und das Leben sehr anstrengend sind. Sie können bei uns abschalten, helfen uns bei der täglichen Versorgung, und immer wieder sehen wir, wie unsere Tiere einfach durch ihr Dasein eine therapeutische, erdende Wirkung auf unsere Jugendfarmkinder haben. Es ist eine gegenseitige innige Beziehung, die sie miteinander aufbauen.

Welche Aufgaben hat der Förderverein?
Der Förderverein steht hinter allen finanziellen Dingen. Ohne die laufenden Mitgliedsbeiträge Patenschaften, oder Spenden wäre es nicht möglich die Arche zu betreiben. Diese Beiträge machen den halben Jahresumsatz aus. Die andere Hälfte erwirtschaftet die Arche Noah aus eigener Kraft, z.B. durch Eintritte, Futterverkauf, Angebot von Speisen und Getränken, Geburtstagsfeiern und Ferienprogrammen.
Welches Konzept steht hinter der Jugendfarm und welche Altersgruppen sprecht ihr an?
Wir betreuen Kinder zwischen 7 und 18 Jahren. Wir helfen Ihnen dabei, sich erstmal bei uns zurecht zu finden und Stück für Stück erlangen sie durch ihre wachsende Erfahrung in der Versorgung und im Umgang mit den Tieren mehr Aufgaben anvertraut. Sie haben auch die Möglichkeit ein festes Pflegetier zugesprochen zu bekommen, dafür müssen Sie aber erst unser internes Abzeichen verdient haben. Das bedeutet eigentlich nur, dass Sie alle Grundlagen beherrschen und bereit sind mehr Verantwortung zu übernehmen.
Es gibt regelmäßige Treffen („Pflegersitzungen“) bei denen wir besprechen, was gut läuft und was nicht. Alle Kinder dürfen Wünsche äußern, sich über Ihre Pflegetiere austauschen, bzw. sich eines aussuchen. Dort wird auch besprochen, welches erfahrene Kind ein evtl. neues Kind als Paten nehmen könnte. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Kinder von Kindern immer besser lernen als von uns Erwachsenen. In unserem pädagogischen Bereich beschäftigen wir derzeit 2 Teilzeitkräfte und haben das Glück zwei wunderbare Ehrenamtlerinnen unterstützend dabei zu haben, die hier in der Arche aufgewachsen sind und als „Eigengewächs“ einfach unersätzlich sind.

Welche Tiere gibt es im Tierpark, auch Streichelzoo?
Wir haben ca. 130 Tiere der verschiedensten Arten. Bei uns leben Esel, Ponys, Ziegen, Schafe, Hühner, Hängebauchschweine, Kaninchen, Meerschweinchen, Gänse, Enten, Tauben, Kanarienvögel, Zebrafinken, Wellensittiche und Agaporniden, eine kleine afrikanische Papageienart, die auch unter dem Namen “Unzertrennliche“ bekannt sind.
Was bietet Ihr sonst noch?
Unsere Jugendfarm öffnet normalerweise an 365 Tagen im Jahr ihre Pforten für Besucher. Wir bieten Futter zum Kauf an, damit Ziegen, Schafe Hühner und Enten gefüttert werden können. Ponyreiten und Kutschfahrten können in begrenzter Anzahl vor Ort erworben werden. Begrenzt einfach aus dem Grunde, da das Durch führen eine Aufgabe der Jugendfarmkinder ist. Es wird immer am Tag selbst anhand der Eignung und Anzahl unserer Pfleger und Pflegerinnen entschieden, ob und wie viele Runden angeboten werden können.
Es gibt regelmäßige Ferienprogramme, in denen wir mit Gruppen von ca. 15 Kindern neben den alltäglichen Arbeiten auch verschiedenste Projekte umsetzen. Wir haben ein Insektenhotel und ein Schnullerwand errichtet und waren am Ende des Programms immer total überrascht, wie schnell es vorbei gewesen ist. (Kostenpunkt: ca.75€, Mo-Fr 9-15Uhr, inkl. warmen Mittagessen).
Wir bieten auch Kindergeburtstage an. Entweder bucht man nur eine unserer 3 Hütten, oder aber man entscheidet sich für ein Geburtstagsprogramm, welches wir dann speziell für das Geburtstagskind zuschneiden, die Preise sind sehr unterschiedlich, deshalb mache ich hier keine Angaben.
Außerdem haben wir ein kleines Büdchen, an dem verschiedene Speisen und Getränke erworben werden können, wie z.B. Muffins, Hot Dogs, Wasser, Kaffee, Eis und vieles mehr. Unschlagbar sind jedoch unsere frisch gebackenen Waffeln an den Wochenenden. Sobald die erste gebacken wird, zieht der Duft durch die Arche und lockt alle herbei.

Wie hoch ist der Eintritt und wann ist geöffnet (außerhalb von Corona)?
Der Eintritt kostet:
Erwachsener: 4,00€ Kind:2,00€
Familienhalbjahreskarte 25,00€, Familienjahreskarte 50,00€
Futter kann für 1,00€ und eine Runde Reiten oder eine Kutschfahrt kann für 2,00€ separat erworben werden.
Eine Schwerbehinderte Person bekommt bei uns mit einer Begleitperson freien Eintritt. Gleiches gilt auch für Menschen, die älter als 80 Jahre sind.
Außerdem bieten wir bei uns eine Mitgliedschaft im Förderverein, oder diverse Patenschaften an, die ebenfalls zum freien Eintritt mit der eigenen Familie berechtigen.
Unsere Öffnungszeiten für die Besucher sind:
Mo-Fr: von 15:00 Uhr bis 18:00 Uhr, bzw. in den Wintermonaten bis zur Dämmerung
Sa,So und Feiertags: von 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr, bzw. bis zur Dämmerung
In der Arche Noah haben wir keine Beleuchtung an den Wegen, entsprechend sind unsere Versorgungs- und Besuchszeiten vom Tageslicht abhängig.

Plant Ihr sonst noch Aktivitäten?
Wir haben die Zeit genutzt, uns personell umstrukturiert und ordentlich Gedanken darüber gemacht, was wir gerne Neues anbieten möchten, sobald wir wieder dürfen. Uns ist klar geworden, dass wir Alternativen schaffen müssen, mit denen wir auch Geld verdienen können, wenn wir den Betrieb nur eingeschränkt wieder aufnehmen dürfen.
Geplant sind unter anderem Spaziergänge mit der Familie und einem Pony oder Esel. Das Kind darf reiten, die Eltern können dabei viele Fotos machen. Das Angebot gilt auch für Paare oder Einzelpersonen, nur ist es dann ein begleiteter Spaziergang ohne reiten.
Eine regelmäßige Gruppenstunde, in der Kinder außerhalb der Jugendfarm- und Besuchszeiten spielerisch erlernen können, wie sie mit Ponys umzugehen können, werden wir anbieten. Die Gruppengröße planen wir mit ca. 6 Kindern zwischen 6 und 8 Jahren. Entweder können Sie eine 10er Karte erwerben oder einen fixen Block buchen.
Ein ganz großer Traum wäre in den therapeutischen Bereich einzusteigen und mit unseren Mini Ponys Altenheime, Kinderheime, psychiatrische Einrichtungen zu besuchen. Der Plan ist noch nicht ganz ausgereift, aber definitiv Zukunftsmusik. Greifbarer hingegen sind Besuche in Kindergärten oder Schulen im Rahmen eines Kooperationsprogrammes. Leider sind wir da im Moment mit der Akquise etwas ausgebremst, weil natürlich keine der genannten Institutionen ahnt, wie es bei sich selbst weitergehen wird und vor großen organisatorischen Herausforderungen steht.
Eine Art Kinderbetreuung im U3 Bereich oder aber im Kita Bereich, in Form einer „Hof“, oder besser  gesagt„Wiesengruppe“, untergebracht in ein- oder zwei großen Holzwagen, wünsche ich mir auch sehr. Die Auflistung unter dieser Frage habe ich bewusst in dieser Reihenfolge gewählt. Die letzten beiden Punkte erfordern einfach Investitionen, die wir aus eigener Kraft oder aus mangelndem Mut noch nicht aufbringen können.

Corona hat sicher Spuren hinterlassen, was wünscht Ihr Euch von Menschen die Euch unterstützen wollen?
Corona hat ein riesengroßes Loch in unsere Kasse gerissen. Der Jahresumsatz besteht wie schon beschrieben zur Hälfte aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen und zur anderen Hälfte aus unseren selbst erwirtschafteten Mitteln durch Eintritte etc.
Erwirtschaftet haben wir nur 1/3 zum Vorjahresvergleich, somit starteten wir einen Hilferuf…
Wir sind immer noch sehr sprachlos, wie viele tolle Menschen an uns gedacht haben und für uns gespendet und uns auf die unterschiedlichste Art unterstützt haben, so dass wir jetzt wagen wieder Hoffnung zu haben, nach vorne zu blicken und vielleicht doch Mut zu haben eine unserer notwendigen Investitionen zu unternehmen.
Im Moment gibt es zwei große Haken, die uns in manchen Vorhaben immer wieder ausbremsen:
1. Unser Reitplatz. Wie auf den beigefügten Fotos erkennbar gleicht er in den Wintermonaten und nach starkem Regen einem See. Zudem wird der nicht überschwemmte Teil extrem matschig und rutschig. Die Pferde hier in einer schnelleren Gangart als Schritt zu bewegen ist für Mensch und Tier dann nicht ungefährlich, schon oft sind beide ausgerutscht und wir haben Glück, dass sich dabei noch keine Verletzungen zugezogen wurden. Damit unsere Pferde zufrieden und ausgeglichen sind und wir den Kindern einen sicheren Umgang mit den Tieren, sowie ein sicheres Ponyreiten ermöglichen können müssen sich die Tiere jedoch ab und zu auch mal austoben und auch „ordentlich“ gearbeitet werden. Doch auch die Angebote wie die Pony-Spielgruppe gestalten sich schwierig ohne einen vernünftigen und sicheren Ort zum Arbeiten. Daher haben wir uns nun einen Kostenvoranschlag erstellen lassen und benötigen für den Bau eines wetterfesten Platzes ca. 25.000€.
2. Die Toilettensituation. Aktuell stehen den Besuchern, den Kindern und uns lediglich zwei Dixie-Toiletten zur Verfügung. Insbesondere, da wir unser Angebot für jüngere Kinder ausweiten möchten, verstärkt sich die Dringlichkeit nach einem vernünftigen, sauberen Toilettenhäuschen mit Spülung und Waschbecken in unmittelbarer Nähe. Kostenvoranschlag hierzu: 15.000€
Da uns durch die Schließung unseres Betriebs wichtige Einnahmen fehlen, werden uns diese Ausgaben hart treffen. Wir würden uns daher sehr freuen, wenn alle an unsere Arbeit und Visionen glauben, sie für unterstützenswert halten und uns mit einer Spende helfen, damit wir unsere zukunftsorientierten Projekte in Angriff nehmen können und mit guten Voraussetzungen Corona irgendwann hinter uns lassen können.

Kannst Du Dich abschließend noch einmal selbst kurz vorstellen, damit unsere Leser einen Eindruck von Dir bekommen?
Mein Name ist Michaela Danker, 40 Jahre alt, Mutter von zwei Kindern (Paula 8 und Felix 17 Jahre).
In der Arche Noah arbeite ich seit März 2019, man kann sagen diese Stelle und ich, wir trafen uns zur rechten Zeit. Eigentlich bin ich gelernte Dachdeckermeisterin und war lange glücklich in der Berufsausbildung im Bildungszentrum tätig. Durch die Geburt meiner Tochter musste eine Veränderung mit mehr Flexibilität her und ich machte die Ausbildung zur Tagespflegeperson. 5 Jahre lang leitete ich mit zwei Kolleginnen eine Großtagespflege, als ich über die Ausschreibung meiner Stelle stolperte. Manch einer würden sagen ich war die zweite Wahl, was eigentlich auch stimmt, aber die Vorstellung, dass vieles aus einem gewissen Grund passiert gefällt mir viel besser.
Die Arche Noah kannte ich schon durch Besuche und eigene Geburtstagsfeiern, also wusste ich, dass ich mich dort sehr wohlfühlen würde und meine ganzen beruflichen Qualifikationen, Weiterbildungen, Talente und Vorlieben an einer Stelle gebündelt werden. Meine Kinder begleiten mich oft und helfen vor Ort bei der Arbeit. Ob im Team oder unter den Jugendfarmkindern, das macht keinen Unterschied, weil die Grenzen oft fließend sind und das macht die Arche so besonders.
Frau Miedel begleitet mich und wir ergänzen uns sehr gut, aber im Moment sehen wir Sie nicht sehr oft, weil wir natürlich um eine Ansteckung Sorge haben. Uns, dem ganzen Team fehlt der persönliche tägliche Austausch, natürlich telefonieren wir, aber es ist nicht das gleiche.
Ich bin sehr dankbar, dass ich diesen wundervollen Arbeitsplatz und auch das Vertrauen inne habe, ihr Lebenswerk weiterzuführen, aber auch innovativ weiterzuentwickeln um weiterzubestehen.

Wer Interesse an der Arbeit der Arche Noah hat, weitere Fragen stellen möchte oder sich beteiligen will kann den direkten Kontakt suchen:
Michaela Danker
Betriebsleitung
Arche Noah Meerbusch e. V.
www.archenoah-meerbusch.de +49 15780 907525
Spendenkonto:
Arche Noah Meerbusch e.V.
Sparkasse Neuss
IBAN: DE81305500000000224014
BIC: WELADEDNXXX

LeserReporter/in:

Burkhard Thom aus Rhein-Erft

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