Bittsteller gibt sich als vermeintlich Taubstummer aus / Das Gefühl haben etwas Gutes getan zu haben
Gaunermasche scheint sich unter anderem im Raum Rheinbach, Meckenheim und Euskirchen breit zu machen

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Euskirchen/Rheinbach. Eine miese Gaunermasche scheint sich derzeit unter anderem auch im Raum Rheinbach, Meckenheim und Euskirchen breit zu machen.

So werden ahnungslose Menschen, die zum Beispiel aus dem Netto-  oder dem Hit-Markt in Rheinbach etc. kommen, ihren Einkaufswagen am Fahrzeug gerade entladen wollen, wie aus dem Nichts hinter einem stehend, plötzlich von einem Mann an der Schulter berührt.

Beim Umdrehen - so ging es zumindest auch mir jüngst so - habe ich mich erst stark erschrocken, als ein Mann mir ohne Worte eine Unterlage mit einem angehefteten weißen Blatt entgegenhielt. Wo bereits einige Namen, Postleitzahlern und mehr darauf vermerkt waren.

Zuerst dachte ich für mich: Mein Gott, jetzt hast du beim Betreten und Verlassen des Geschäftes dir zwar die Hände vorschriftsmäßig desinfiziert, aber vergessen dich als Kunde einzutragen. Könnte ja sein, dass die das wegen der Corona Pandemie registrieren um festzuhalten, wer dort ein und ausgeht.

Als ich mir dann aber kurz den Kopf des Schreibens ansah konnte ich lesen, das es sich bei dem DIN A 4 Blatt um einen Briefkopf mit verschiedenen bunten Flaggen darauf handelte und im kurzen folgenden Text um die Unterstützung „eines internationalen taubstummen Verein“ geworben und um Spenden gebeten wurde.

Noch so erschrocken von dem Mann der plötzlich so mir nichts dir nichts hinter mir gestanden hatte, sah ich wie auf der Liste die meisten Menschen wohl zwei Euro gezahlt hatten. Dache, ich mir okay, du bist zwar schon seit über 30 Jahren für zwei Organisatoren im indischen Kalkutta (heute Kolkata) in Bengalen für ein Waisenhaus und ein Mädchen Center mit deiner Familie aktiv, kleine Hilfe tut gut und griff in meine Hosentasche nach Kleingeld. 

Doch in der Zwischenzeit hatte der Mann vermutlich auf meinen Wagen (einen Audi Q3 schauend), mich wohl finanziell taxiert und von sich aus schon ohne mein Zutun in meiner Reihe einfach 20 Euro Spende eingetragen. Und schon das hatte mich dann doch zum ersten Mal etwas stutzig werden lassen.

Ferner, als ich nämlich auch zwei Euro spenden wollte, ihm die Münze freundlich entgegenhielt, dann der der osteuropäisch aussehende und um die 40 bis 50 Jahre alte Mann eine sehr abfällige Bewegung mit der Hand machte, als wollte er mir damit andeuten: Deine zwei Euro kannst du behalten und ging dann wieder zum Stand bei Netto wo die Einkaufswagen standen.

Dort dann die erneute Masche mit den arglosen Menschen.

Bei einem Mann, der am Fahrzeug auf seine Frau wartete, habe ich dann einige Fotos aus der Entfernung gemacht. Zuvor hatte eine mir bekannte Frau mit ihrem Hund vorbeigehend erzählt, das bereits vor einigen Tagen solche Personen sich auch auf dem Parkplatz des HIT-Marktes und besonders im Bereich der Einkaufswagen mit gleicher Methode aufgehalten hätten.

Als ich zu dem auf seine Frau wartenden älteren Mann ging und ihn ansprach, war der erst etwas irritiert. Als ich ihm aber meine Beobachtungen mitteilte, wurde er gesprächig und sagte: Ja, auch ihm habe der Mann und sich als Taubstummer ausgebender mit entsprechender Gestik und Handbewegungen zu verstehen gegeben, dass er doch Bitteschön mindestens 20 Euro spenden sollte. Darauf habe er sich aber nicht eingelassen, sondern ihm aus seiner Geldbörse 5 Euro gegeben. Die habe der Bittsteller - im Gegensatz zu meinen zwei Euro - dann auch angenommen.

Nun habe ich dem großzügigen Geldgeber meine persönliche Meinung zu diesem Bittsteller geschildert:

Jetzt wo sie es so sagen, kommen mir auch Zweifel auf , ob das alles seine Richtigkeit hatte. Aber ich wurde so erschreckt und überrumpelt, dass ich gar nicht anders konnte, so der ältere Mann zu mir. Und weiter zu mir sagend: Aber hoffentlich haben sie Unrecht mit ihrer Vermutung, denn ich wollte doch das Gefühl haben etwas Gutes getan zu haben.

Daraufhin habe ich mich mit dem Filialleiter (Wagner) von Netto Rheinbach in Verbindung gesetzt. Der versprach, sich das mal draußen anzusehen und dem Mann notfalls zu verbieten sich am Eingangsbereich dieses Marktes weiter aufzuhalten.

Ein Anruf bei der Polizeiwache in Rheinbach ergab, dass man zwar schon des Öfteren von solchen fahrenden Gaunervölkchen gehört und durchaus Kenntnis habe, aber bislang noch nicht derer habhaft geworden sei.

Ein Streifenwagen würde auch diesmal erneut seine Runde drehen. Diese Kontrollen blieben aber meist ohne Erfolg, denn sobald diese Personen, so der Polizist auf der Wache, einen Streifenwagen auch nur aus der Ferne sehen würden, wären die Gauner und ihre Schmiere scheinbar belang herumstehenden stehenden Mittäter auch schon wieder verschwunden und würden ihre Masche mit dem Mitleid der Leute wenig später unverfroren weiter auszunutzen.

Da kämen am Tag geschätzt, bestimmt schnell einige hundert Euro und mehr an ergaunerten Geld wegen der Gutgläubigkeit der Menschen zusammen.

Und glauben sie mir, so der Polizist: Auch wenn der Mann sich ihnen gegenüber als vermeintlicher Taubstummer ausgeben hat. Sobald der sich entfernt und auf seine Kumpels gestoßen ist, kann auch der wieder reden und wie eine Nachtigall singen.

Fotos und Text : Manfred Görgen

LeserReporter/in:

Manfred Görgen aus Bad Münstereifel

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