"Musik in der Kapelle"
Prinz, Blume, Fuchs... zum Nachdenken

Hanna Laug rezitierte aus "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry und Helmut Ritter spielte auf der Orgel die Suite von Andreas Willscher.  | Foto: Anita Brandtstäter
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Wesseling. Die vierte "Musik in der Kapelle" 2020 der Freunde und Förderer des Dreifaltigkeits-Krankenhauses Wesseling war aus verschiedenen Gründen eine besondere Veranstaltung.

Erika Weidenbrück hatte im Januar als Nachfolgerin von Cordula Krane ihr erstes Konzert in der Kapelle des Dreifaltigkeits-Krankenhaus organisiert mit einer gelungenen Veranstaltung, in der Lambert Kleesattel aus Anlass des 250. Geburtstags von Ludwig van Beethoven und dem 100. Todestag von Max Bruch virtuose Klavierwerke präsentierte. Dann kam Corona - und die geplanten Konzerte im März und Juni mit Bläserkammermusik der Kölner Domkapelle und Natur-Impressionen von Eichendorff mit dem Chor Intermezzo mussten ausfallen.

Für die Veranstaltung im September wählten die Organisatoren eine Corona-geeignete Konzertlokation, die man in der großen Kirche St. Andreas in Keldenich auch fand. Wie in den Gottesdiensten wurden Sitzbänke abgesperrt - und es gab definierte Plätze auf Abstand in den Sitzreihen. Vor Beginn mussten sich die Zuhörer registrieren und die Hände desinfizieren. Und einen Tag vorher wurde das Konzert schon in der Krankenhauskapelle ohne Publikum aufgezeichnet, damit die Patienten des Hauses es über den Hauskanal miterleben konnten, eine wichtige Zielsetzung bei der Initiierung der Konzertreihe 1992.

In der unter Corona-Bedingungen voll besetzten Kirche präsentierten Hanna Laug, Rezitation, und Helmut Ritter, Orgel, eines der meistverkauften und meistübersetzten Bücher der Menschheit: "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry. Seltsamen Persönlichkeiten begegnet der kleine Prinz auf seiner Reise von Planet zu Planet, die nur mit sich selbst beschäftigt sind und dabei die wichtigen Werte im Leben verdrängt haben. Das Buch wird als Kritik an der Erwachsenenwelt und an der Konsumgesellschaft interpretiert, in der für die „großen Leute“ zwischenmenschliche Werte in den Hintergrund treten. Doch diese unsichtbaren Dinge sind bei genauer Betrachtung wichtig. Das Kunstmärchen ist so ein Plädoyer für Freundschaft und Menschlichkeit.

Am 31. Juli 2019 jährte sich der Todestag des Schriftstellers und Piloten zum 75. Mal. Aus diesem Anlass wollte das Hamburer Kreativ-Duo Andreas Willscher und Klaus Lutterbüse den Autor mit einer textlich-musikalischen Schöpfung ehren. Der Theologe und Lehrer Lütterbüse hat das berühmte Buch „Der kleine Prinz” von Antoine de Saint-Exupéry in Gedichtform zusammengefasst, Andreas Willscher hat in vielfältigen Formen dazu 15 Orgelversetten komponiert.

14 davon erklangen im Konzert in St. Andreas: Fanfare, Der kleine Prinz, In der Wüste, Die Kathedrale der Affenbrotbäume, Sonnenuntergänge, Von den Blumen, Königliches Thema, Sterne, Laternen, Lamento, Verlorenes Glück, Vom Fuchs, Von Wüsten und Nattern, Coda: Der kleine Prinz. Andreas Willscher hat die Episoden mit Charme, Witz, Formenreichtum und seiner phantasievollen Klangvielfalt vertont. Die Komposition im Schwierigkeitsgrad leicht bis mittel wird rein manualiter ausgeführt. Der Komponist wurde 1955 geboren, er erhielt als Kind Akkordeonunterricht, mit 13 begann er mit der Ausbildung am Klavier und übte sich parallel autodidaktisch im Orgelspiel. Später studierte er Orgel sowie Komposition und Musiktheorie an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater. Schon 1971 begann seine kontinuierliche kompositorische Produktion. 

Hanna Laug las dazu aber nicht die Gedichte von Lutterbüse, sondern rezitierte aus dem Buch selbst  entsprechende Auszüge. Viel Stoff zum Nachdenken gab es. So das Geheimnus des Fuchses:  "Es ist ganz einfach: man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar." Und der kleine Prinz beim Abschiednehmen: "Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache. Du allein wirst Sterne haben, die lachen können." Und über die Beziehung zu seiner Rose: "Wenn jemand eine Blume liebt, die es nur ein einziges Mal gibt auf all den Millionen und Millionen Sternen, dann macht es ihn glücklich, nur wenn er sie ansieht."

Viel Applaus gab es für die beiden Künstler sowie Blumen und Wein von der Organisatorin für eine gelungenen Start der "Musik in der Kapelle" nach dem Corona-Lockdown in etwas anderer Form.

LeserReporter/in:

Anita Brandtstäter aus Köln

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