TrioW im Rheinforum
"Unerhörte Schätze" von Komponistinnen

TrioW mit "unerhörten Schätzen" von Komponistinnen im Wesselinger Rheinforum: Katharina Wimmer (Violine), Ingrid Wendel (Klavier), Stefan Welsch (Violoncello).  | Foto: Anita Brandtstäter
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Wesseling. "Wieviele Komponistinnen kennen Sie?" Diese Frage stellte die Pianistin Ingrid Wendel den circa 40 Zuhörern beim ersten Eichholzer Schlosskonzert 2021. Es fand wie das einzige Eichholzer Schlosskonzert 2020 vor einem Jahr wieder im gut belüfteten Wesselinger Rheinforum statt. Im Programm gab es Werke von drei Komponistinnen, wovon Clara Schumann sicher die bekannteste ist. Das Recherchieren nach Werken und Lebensgeschichten von Komponistinnen ist die Passion des TrioW, das sind außerdem Katharina Wimmer, Violine, und Stefan Welsch, Violoncello.  Fasziniert von  kompositorischen Meisterleistungen bauen die drei Musiker ihr Repertoire auf. Gerade in der Romantik komponierten Frauen trotz entgegengesetztem Zeitgeist etliche Werke, die damals zu Recht durchaus Beachtung fanden, im Laufe der Zeit jedoch als „unerhörte Schätze“ aus den Konzertsälen verschwanden.
Das Trio glänzte nicht nur mit ausdrucksstarken und einfühlsamen Interpretationen und einem besonderen Repertoire. Auch in der erläuternden Moderation nahmen sie die Zuhörer mit.

Der erste Programmpunkt war Clara Schumann gewidmet, sie war nicht nur die Frau von Robert Schumann, sondern schon in jungen Jahren auch eine begnadete Pianistin. Sie schrieb bereits als Kind innovative Klavierkonzerte. Ihr bekanntestes Werk war das Klaviertrio g-Moll op. 17. Sie komponierte es 1846 in einer Zeit der größten familiären Belastung. Ihr Mann kam damals nach seinem Zusammenbruch langsam wieder zu Kräften. Sie hatte in dieser Zeit möglicherweise eine Fehlgeburt - vielleicht auch aufgrund ihrer Konzerttätigkeit, um Geld für die Familie zu verdienen. Katharina Wimmer gab in ihrer Moderation einen Eindruck, wie hemmend sich der Vergleich mit ihrem Mann auf ihr schöpferisches Selbstvertrauen auswirkte, als dieser auch begann, Trios zu schreiben. Sie beschrieb ihr Werk als “gar weibisch sentimental” und meinte “Es sind einige hübsche Stellen in dem Trio, und wie ich glaube, ist es auch in der Form ziemlich gelungen, aber natürlich bleibt es immer Frauenzimmerarbeit, bei denen es immer an der Kraft und hie und da an der Erfindung fehlt.” Die vier Sätze waren aber eher expressiv und immer bewegt - möglicherweise verarbeitete sie darin ihre schwierige Situation: Allegro moderato - Scherzo, Tempo di Menuetto - Andante più animato - Allegretto.

Unter dem Namen Boulanger fällt Musikbegeisterten eher Nadia ein und nicht ihre Schwester Lili Boulanger. Dabei gewann sie als erste Frau den Rom-Preis des Pariser Konservatoriums - mit nur 19 Jahren. Lili Boulangers Leben wurde von ihrem außergewöhnlichen Talent und ihrer Lungenkrankheit geprägt. Sie konnte keine Schule besuchen. Sie wurde von Gabriel Fauré entdeckt, der sie auch förderte. 1918 verstarb sie mit nur 24 Jahren, hinterließ jedoch über 50 Werke.
Ihre Schwester Nadia hat sie immer unterstützt - physisch, mental und finanziell. Ihr diktierte Lili auch in ihren letzten Lebensjahren ihre Werke, als sie zu schwach war, um sie selbst niederzuschreiben. Zwei mitreißende Werke standen auf dem Programm des Eichholzer Schlosskonzertes: das Nocturne für Violoncello und Klavier und "D'un matin de printemps" für Violine und Klavier.

Dora Pejačević war die erste Frau in Kroatien, deren Orchesterwerke öffentlich aufgeführt wurden. Ihre Entwicklung fällt in die Blütezeit des Jugendstils, davon sind ihre Werke auch geprägt. Ihre Werke wurden zu ihren Lebzeiten aufgeführt und in der Presse entsprechend gewürdigt. Nach 1930 und bis zum Erscheinen der Biographie von Koraljka Kos 1982 war ihr musikalische Schaffen aber weitgehend in Vergessenheit geraten. Die Komponistin, Violinistin und Pianistin konnte ihre musikalische Erfahrung in das heute bekannteste Trio für Violine, Violoncello und Klavier op. 29 C-Dur einbringen: Allegro con moto - Scherzo - Lento - Finale. „Vielseitig begabt und zeitweise auch literarisch aktiv, lebt sie in erster Linie in der Musik und für sie.“ So charakterisierte Kos die Musikerin.

Wer das Konzert verpasst hat oder sich gerne an schöne Stunden zurückerinnern möchte - unter dem Titel "Unerhörte Schätze" hat das TrioW auch ein Album aufgenommen. Das nächste Konzert des musikforum e.V. am Donnerstag, 4. November 2021, um 20.00 Uhr im Rheinforum ist jüdischen Komponisten gewidmet. Die Ausführenden sind Gerhard Dierig, Violine/Bratsche, und Lambert Kleesattel am Flügel.

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Anita Brandtstäter aus Köln

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