War mir neu: Käthe und Beethoven, ein Traumpaar

Diese Zeilen fanden ihren Weg in mein SCHAUFENSTER: Beethoven gratuliert persönlich zur Geburt. Die Stadt Bonn begrüßt ihre im Dezember geborenen Babys auf besondere Weise: Beethoven selbst - der bekanntlich im Dezember vor 250 Jahren in Bonn das Licht der Welt erblickte - gibt sich die Ehre und heißt die neuen Erdenbürger mit "Für Elise" herzlich willkommen. Die rund 20 Zentimeter großen Flauschpüppchen ähneln vom Äußeren her dem Großmeister der Musik und tragen sinnigerweise den Schriftzug "Born in Bonn".
500 Neubonner werden im Durchschnitt pro Monat geboren. Vorsichtshalber hat Hersteller Käthe Kruse 1.000 "Baby Beethovens" gefertigt. Die sind aktuell nicht verkäuflich. Vielmehr gibt es sie mit einem Willkommensschreiben der OB Katja Dörner einen Brief des Standesamts, bei dem die Babys als Neubürger Bonns angemeldet werden.
Die charmante Idee stammt von Claudia Weller. Die ist im Projektteam der Beethoven-Jubiläumsgesellschaft. "Drei Jahre haben wir konzipiert und probiert", erzählt sie. Dann aber waren Puppe und die darin integrierte "Für Elise-Spieluhr" produktionsreif. Die Puppe ist selbstverständlich waschbar. Und die Spieluhr kann man vor dem Waschgang entfernen und nachher wieder in die Puppe aufnehmen.
"Ein aufgeschlossenes Miteinander, Kindertagesstätten und Schulen, in denen man viel erlebt und gerne lernt" wünscht die OB den Neugeborenen in ihrem Anschreiben zur Übersendung der Puppe. Mit ihr hoffen die stolzen Eltern und alle Bonnerinnen wie Bonner, dass die guten Wünsche in Erfüllung gehen.

Ich sage nur "mögen", dass die guten Wünsche in Erfüllung gehen mögen! Dies Wörtchen fehlt mir am Ende dieses wundervollen Artikels. Ein Artikel, der mich, hätte ich ihn verfassen müssen, so was von an meine schriftstellerischen Grenzen gebracht hätte! Und nicht nur mich, wie man unschwer an dem Satz "Vielmehr gibt es sie mit einem Willkommensschreiben der OB Katja Dörner einen Brief …" erkennen kann. Als Verfasserin dieses Textes wäre auch ich so was von emotional aufgewühlt gewesen, die Sätze wären mir davon galoppiert. Und dann wieder die Käthe. Hallo, jetzt ist mir der Stress erspart geblieben, ob oder ob nicht ins Käthe Wohlfahrt-Haus auf dem Weihnachtsmarkt, und jetzt das! Also da bin ich ehrlich, diese ganze Diskussion über Gendersternchen, Innen und Co steht bei mir jetzt nicht auf Position eins. Aber bei den Worten "Hersteller Käthe Kruse" hab sogar ich gezuckt. Ich hätte vielleicht eher geschrieben "Vorsichtshalber wurden in den Käthe Kruse Werkstätten … gefertigt". Selbst wenn ich das Unternehmen gemeint hätte, also die Käthe Kruse GmbH, selbst dann wäre es ja die Gesellschaft mit beschränkter Haftung gewesen. (Und wo wir schon mal dabei sind, sich die Diskussion eh nicht aufhalten lässt, hätte ich mir schon gewünscht, dass im Zuge dieser Diskussionen endlich auch einmal aus Heulsuse Heulsusende geworden wäre. Und Zimtzicke und blöde Kuh werden dann bitte auch konsequent Zimtzickende und Kuhende.) Überhaupt, vielleicht würde in das konkurrenzlos famose Traktat sogar "die Herstellende Käthe Kruse" besser passen.
Auch bei den "Baby Beethovens" bin ich mir nicht ganz sicher. Ich weiß nicht, ob ich da den Plural verwendet hätte oder doch eher von 1.000 Baby-Beethoven-Puppen gesprochen hätte. All das, all diese Herausforderungen der deutschen Sprache, was die Grammatik betrifft, hätten mich allein schon schlaflose Nächte gekostet - aber kein Vergleich zu dem, was danach kommt.

Hut ab vor dem Autor! Drei Jahre (!) wurde an dieser Puppe und an der darin integrierten Spieluhr konzipiert! Dafür ist das Püppchen aber auch waschbar. Und man kann die Spieluhr vorher entfernen - muss man aber nicht. Wenn man sie vorher entfernt hat, kann man - muss man aber nicht - die Spieluhr wieder in die Puppe aufnehmen. Wenn man die Spieluhr nicht entnommen hat, ist sie nach dem Waschen kaputt (reintun und raustun als Verben gehen selbstredend nicht!). Und dann die Wünsche der Katja für die Neugeborenen und die Hoffnungen der stolzen Eltern und aller Bonnerinnen wie Bonner! Dramaturgisch nicht zu toppen. Ich war so was von emotional durch den Wind, habe mir vorgestellt, wie es wäre, wenn ich während des ersten Lockdowns schwanger geworden wäre ... Mein Traummann hat mich dann ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und Bedenken hinsichtlich meines Alters geäußert. Möchte ich jetzt nicht näher drauf eingehen.

Hätte er gar nicht machen müssen, mich aus meiner Traumwelt herausreißen, weil, in meinem SCHAUFENSTER lasen sich auch diese Lettern: Gebühren sollen steigen. Weniger Winterdienst führt zu höheren Kosten für Anlieger. Weil Bonn Orange wegen des Klimawandels offenbar weniger mit Winterdienst beschäftigt ist, bleibt mehr Zeit, um die Straßen zu reinigen. Und das führt zu höheren Kosten für die Anlieger. Hintergrund ist, dass der Winterdienst, für den keine Gebühren bezahlt werden müssen, aufgrund der veränderten Wetterprognosen um 213.000 Euro niedriger kalkuliert wird und damit den gesamtstädtischen Haushalt entlastet. Wenn die bonnorange AöR Winterdienst leistet, dann verschiebt sie Kapazitäten aus der Straßenreinigung dorthin, um prioritär für Sicherheit im Straßenverkehr zu sorgen. Leistet sie weniger Winterdienst, dann verbleiben die Kapazitäten und die damit verbundenen Kosten in der Straßenreinigung. Daher führt der für das Jahr 2021 erwartete geringere Bedarf für den Winterdienst zu einer prognostizierten Steigerung des Gebührenbedarfs in der Straßenreinigung um 138.000 Euro. Das wird auf die Gebührenzahler umgelegt.

Einfach nur wirken lassen! Zu diesem Artikel ist mir beim besten Willen nichts eingefallen - außer vielleicht das Wörtchen "prioritär" aufgefallen. Fein!

LeserReporter/in:

Adelheid Bennemann aus Bonn

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